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Mitsein mit Wolf - hierzulande

Updated: Jul 11, 2021

Ich gebe es zu: ich bin ein bekennender Wolfs-Fan, namentlich mit einer nicht zu leugnenden Schwäche für „Schnösel-Wölfe“ und Gegenden, in denen Schnösel-Wölfe noch Schnösel-Wölfe sein dürfen (Dank an dieser Stelle an Günther Bloch, der den Begriff „Schnösel-Wölfe“ geprägt hat). Ich lebe selber mit Wölfen, in einer der schönsten schnösel-wolf-tauglichen Gegenden Deutschlands, in denen der Wolf seit vielen Jahren wieder heimisch, nicht aber jedem willkommen ist. Eine Gegend, in der die Menschen eine Menge Fehler machen im Zusammenleben mit dem Wolf, wie überall in Deutschland, erfreuliche Ausnahmen hin oder her. Fehler sind Helfer, sage ich immer, sie werden sogar aus denselben Buchstaben gemacht. Wenn jemand, der nichts dafür kann, aber für die Fehler anderer bezahlt, lässt mich das nicht kalt. Und da ist es egal, ob es um Wölfe, Schafe oder Menschen geht. Fehler im Zusammenleben mit Wölfen sind vermeidbar – nur leider entspricht es in Good Old Germany allem Anschein nach nicht dem politischen Willen, diese Fehler zu vermeiden. Sonst wären die Wolfs-Dinge in Deutschland sehr anders. 2018 habe ich mir angeschaut, wie Mensch und Wolf anderswo auf der Welt koexistieren – so entspannt, wachsam und verantwortungsbewusst, dass es mich zutiefst berührt und beeindruckt hat.

Ja, ok, das menschenleere Kanada ist mit der deutschen Kulturlandschaft nicht vergleichbar. Das stimmt und stimmt nicht. Denn „menschenleer“ ist Kanada gewiss nicht, auch und gerade nicht rund um den Pacific Rim Nationalpark. 511 Quadratkilometer misst der Park auf einer Länge von 130 Kilometern an der Westküste Vancouver Islands, wo er sich mit kilometerlangen Stränden, Inseln und gemäßigten Regenwäldern von der Kleinstadt Tofino aus in alle Himmelsrichtungen erstreckt, unterteilt in drei Bereiche, die Long Beach Region, die Broken Group Islands und den West Coast Trail. Verwaltet wird der Park in Kooperation mit den ansässigen Ureinwohnern, den First Nations, weshalb er ganz korrekt eigentlich Pacific Rim National Park Reservat (PRNPR) heißt. Es gibt eine ganze Reihe von unmittelbar angrenzenden Städten und Ortschaften und mehr als eine Million Menschen aus aller Welt, die den Park jedes Jahr besuchen.


Weder der Park noch irgendein Campingplatz, Hotel-Resort oder Ort ist in der Gegend hinter einem Zaun verbarrikadiert, obwohl die Wilddichte selbst für kanadische Verhältnisse sehr hoch ist. Nirgendwo sonst in ganz Nordamerika leben auf die Fläche gerechnet beispielsweise so viele Schwarzbären wie hier. Ich habe mehrere leibhaftig vor mir gehabt, teilweise auf eine Distanz, die man sich zu Bären nicht wünscht (weil die Wälder so dicht sind, aber die Bären und ich sind ausgesprochen höflich miteinander umgegangen). Wildtiere halten sich nicht an Begrenzungslinien, schon gar nicht an solche auf Landkarten. Sie laufen durch die Gegend, wie es ihnen passt. Auf Vancouver Island tauchen sie daher mit schöner Regelmäßigkeit auch in den urbanen Räumen auf, benutzen Straßen und Wanderwege, genießen die Strände. Wer sich also in der Gegend aufhält – ganz gleich ob innerhalb oder außerhalb des Parks – wird nicht nur von Singspatzen, Wanderdrosseln und Kolibris beäugt, sondern gerne auch von Wölfen, Bären und Pumas. Auch, wenn er die selbst nicht immer zu Gesicht bekommt und alle Nase lang „nur“ in ihre Spuren fällt.


Willst Du Wölfe haben oder willst Du sie sehen?


„Wir wissen, dass die allermeisten Menschen, die unsere Region besuchen, hierherkommen, um Wildtiere zu sehen“, sagt Carl Sieber, den ich bei einem seiner Vorträge aufgegabelt habe. Er ist Ranger und Lehrbeauftragter im Pacific Rim Nationalpark und kann die Anliegen der Parkbesucher gut nachvollziehen. „Die Wünsche der Menschen können dennoch Basis und Nährboden für ganz unterschiedliche Problematiken werden“, meint er, „je nach dem, über welche individuellen Persönlichkeitsmerkmale das jeweilige Wildtier verfügt und welche Lernerfahrungen es macht.“ Deshalb verfolgt die Parkverwaltung eine auf den ersten Blick absurd erscheinende Strategie: Menschen sollen Wildtiere möglichst nicht zu Gesicht bekommen, zumindest nicht auf kurze Distanz. „Wir fragen die Leute ‚Wollt ihr Wildtiere sehen oder wollt ihr Wildtiere haben?‘“, erläutert Carl Sieber, „und dann erklären wir ihnen, warum beides zusammen aus unserer Sicht nicht geht.“


Wolf & Co.: keine Gewöhnung bitte


Wenn Du als Grund für die Strategie der Parkverwaltung die Sache mit der Gewöhnung in Betracht gezogen hast: herzlichen Glückwunsch, Du hast recht. Gewöhnung bedeutet, dass ein Tier, das auf einen Reiz anfänglich irgendwie reagiert, zunehmend weniger reagiert, wenn ihm der Reiz wieder und wieder präsentiert wird. Reagiert das Tier schließlich gar nicht mehr, sagt man, „es hat sich daran gewöhnt“. Gewöhnung ist etwas anderes als Anpassung, denn die bedeutet nur, dass ein Tier in einer bestimmten Umgebung – zum Beispiel einer vom Menschen geprägten – überleben kann. An Menschen gewöhnt sein muss das Tier dafür nicht – dennoch lässt sich in urbanen Räumen nicht gänzlich vermeiden, dass Gewöhnungsprozesse stattfinden. Bis zu einem gewissen Grad sind die allermeisten Tiere hierzulande (und auch im Pacific Rim Nationalpark) also bereits oder längst an Menschen gewöhnt. Wie sehr, lässt sich an der individuellen Fluchtdistanz des individuellen Tieres ablesen. Das gilt auch für Wölfe.


„Wildtiere haben eine ‚Behaglichkeitsgrenze‘, eine Komfortzone, in deren Zentrum sie sich sicher fühlen“, sagt Carl Sieber. „Bewegen sich Menschen an die Behaglichkeitsgrenze heran oder überschreiten sie sie sogar, sucht das Tier in aller Regel das Weite.“ Das muss nicht bedeuten, dass ein Puma, ein Wolf oder ein Bär panisch davonzurennen hat, sobald er einen Menschen bemerkt. Er sollte nur weggehen.„Dazu braucht das Tier die entsprechende Möglichkeit“, sagt Carl Sieber, „es muss also weggehen können. Und es darf aus wiederholten Begegnungen mit Menschen nicht lernen, dass es nicht weggehen braucht. Oder dass es gar schlau ist, zu bleiben – und sich womöglich aktiv für den Menschen zu interessieren.“


Das hat mehrere Gründe. Zum einen macht ein Beutegreifer, ein Wolf, der scheinbar nicht „scheu“ ist, vielen Menschen Angst. Zum anderen kann so ein nicht so scheuer Wolf Menschen auf fragwürdige Ideen bringen. Die Menschen bleiben dann stehen, um zu gucken, laufen dem Ter entgegen und machen Fotos oder gar ein Selfie oder werfen ihm schlimmstenfalls Futter zu, damit sie ihn besser ins Bild bekommen und er auf dem Handydisplay nicht nur stecknadelkopfgroß zu sehen ist.


Gut gemeint ist nicht gut gemacht


„Wenn Sie sich vor Augen führen, was ein Wolf lernt, der wiederholt derartige Erfahrungen macht, verstehen Sie das Problem“, so Carl Sieber. „Sogar ein ‚stehenbleiben und gucken‘ kann im Zweifel kritisch sein, weil der Wolf möglicherweise lernt, dass die unmittelbare Anwesenheit eines Menschen gar nichts bedeutet. Lassen Sie diesen Wolf – der wohlgemerkt einfach nur ein Wolf ist, kein ‚Problem-Wolf‘ – eines schönen Tages an ‚Futterspender‘ geraten. Oder an jemanden, der vor Angst seinen Rucksack oder seine Jacke fallen lässt, um den Wolf vermeintlich von sich abzulenken. Selbst wenn er nichts Fressbares findet, hat der Wolf womöglich eine Menge Spaß am Kaputtmachen von Rucksack oder Jacke, holt sich zum Vergnügen demnächst Wäsche von irgendwelchen Leinen, Vorräte vom Campingplatz, Essensreste aus Komposthaufen und Mülltonnen.“ Kaum auszudenken, wenn er irgendwann versucht, jemandem ein Stückchen Hand abzubeißen, weil er überzeugt ist, dass den Menschen dann Leckerchen von den Fingern fallen … . Ein „böser Wolf“ ist so ein Wolf in keinem Fall. Ein toter Wolf hingegen schon.


Ein „böser Wolf“ wird nicht geboren, sondern erzogen


„Mit Wölfen gab es in den letzten 20 Jahren mehrere Vorkommnisse in und um unseren Park“, erinnert sich Carl Sieber. „Für die beteiligten Menschen sind die Unfälle glimpflich ausgegangen. Für die Wölfe sind sie das nicht. Tragisch ist, dass alle Fälle auf vorausgegangenem menschlichem Fehlverhalten beruhten und die Wölfe regelrecht darauf ‚trainiert‘ worden waren, sich so zu verhalten, wie sie es am Ende getan haben.“

Der eine Fall betraf einen Naturburschen, der in einer Nacht unter dem Sternenzelt von einer rauen, feuchten Wolfszunge aus dem Schlaf geleckt wurde. Der Mann schrie auf vor Schreck und wurde prompt ins Gesicht gebissen. Später stellte sich heraus, dass der Wolf gefüttert worden war. Im zweiten Fall erhielt ein Camper-Pärchen nächtlichen Wolfsbesuch in seinem Zelt – aus dem hintersten Winkel setzte es von Panik erfüllt einen Notruf an den diensthabenden Ranger ab, während der Wolf das Zelt nach Fressbarem durchsuchte, ohne sich von den „Abwehrmaßnahmen“ des Pärchens beeindrucken zu lassen. Auch dieser Wolf war gefüttert worden – als der Ranger eintraf, hatte er das Zelt zwar wieder verlassen, stromerte aber immer noch durch das Lager. Dem Ranger hat es das Herz gebrochen, ihn töten zu müssen. Er hat dem Tier sogar noch eine Chance gegeben: Er postierte sich am helllichten Tag mit Gewehr und Kühlbox am Ort des Geschehens und hätte den Wolf laufen lassen, wenn er aufgetaucht und wieder verschwunden wäre. Aber der Wolf tauchte auf und näherte sich, marschierte zur Kühlbox, die keine Armlänge vom Ranger entfernt stand, öffnete den Deckel und nahm völlig selbstverständlich die Sandwiches heraus. Der Ranger stand auf, legte das Gewehr an und erschoss den Wolf aus nächster Nähe, während ihm dieser in die Augen sah.


Bello ist ein Amuse Gueule für den Wolf


In die Kategorie „füttern“ gehören auch jene Fälle, in die Hunde involviert waren. Der Pacific Rim Nationalpark gehört zu den wenigen Nationalparks, in die Hunde mitgenommen werden dürfen – unter dem inständigen Appell, sie nicht frei laufen zu lassen. „Eines Tages rannten Wölfe am Kwisitis Besucherzentrum den Strand hinunter, einfach so. Die Leute waren begeistert, zumal die Wölfe dort am Strand anscheinend mit einem Hund spielen wollten, der da spazieren geführt wurde. Was ihnen gar nicht bewusst war: die Wölfe haben mit dem Hund nicht gespielt, sondern ihn gejagt. Zum Glück war der Hund an der Leine und hatte einen beherzten Besitzer, dem es gelang, die Wölfe zu vertreiben. Auf Messers Schneide stand das Leben des Hundes dennoch.“


Rennen Wölfe ohne Vorgeschichte an den Strand und machen Jagd auf Hunde? Natürlich nicht. Das tun sie nur, wenn sie zuvor gelernt haben, dass Hunde adäquate Beute sind. Und wie lernen sie das? Richtig: indem sie die Gelegenheit bekommen, Hunde zu fangen und zu fressen – weil manche Hundebesitzer ihre Vierbeiner eben doch frei laufen lassen und weil ein hochintelligenter Beutegreifer es auf seine ganz eigene Art zu schätzen weiß, wenn ihm quasi Lebendfutter angereicht wird. Und wenn er dann auch noch davon überzeugt ist, dass Menschen eh nur „stehen und gucken“, darf es auch schonmal ein Hund zum Lunch am Strande sein.


Be wolf-wise – sei wolfs-schlau


Wer Erfahrung mit Tieren hat, weiß, was erforderlich ist, wenn man nicht will, dass sie etwas bestimmtes tun: man muss ihnen schlicht und ergreifend unmöglich machen, dass sie es tun können, vor allem, solange sie noch „grün hinter den Ohren“ sind. Mit Wildtieren ist es genau dasselbe. Du willst nicht, dass der Waschbär Deine Mülltonne ausräumt? Dann mach‘ die Mülltonne waschbärensicher. Du willst nicht, dass die Möwe Dir zeigt, dass sie Deine Bockwurst in einem Stück verschlucken kann? Dann gib Möwen nichts von Bockwürsten ab. Du willst nicht, dass ein Wolf Deine Schafe frisst oder Deinen Hund? Dann stell‘ sicher, dass er weder an Schafe noch an Hunde oder andere Haus- und Nutztiere herankommt. Und dass er auch sonst nicht ermutigt wird, Dinge zu tun, von denen niemand wollen kann, dass er sie tut.

Wolfs-schlaue Verhaltensregeln


Vorab: Denk in Punkto Verhaltensregeln nicht nur bezogen auf Dich. Denk auch an den, der dem Wolf, der mit Dir oder infolge Deines Verhaltens eine bestimmte Lernerfahrung macht, vielleicht als nächstes begegnet. Frag Dich


1. Was möchtest Du, dass „Dein“ Wolf tut, wenn er diesem Menschen tatsächlich über den Weg laufen sollte?

2. Welche Information braucht „Dein“ Wolf von Dir, um sich diesem Menschen gegenüber so verhalten zu wollen, wie Du es Dir wünschst?


Grundsätzliche Tipps


- Mach Dir bewusst, dass Du draußen „in der Natur“ Gast in jemandes Zuhause bist.

- Respektiere die Bedürfnisse Deiner Gastgeber – auch Wölfe und andere Tiere brauchen Sicherheit, Klarheit und Verlässlichkeit im Umgang mit uns Menschen.

- Nimm alles wieder mit nach Hause, was Du in den Wald hineingetragen hast – auch die leere Flasche und die Reste vom Picknick.

- Entsorge Müll zu Hause und nicht unterwegs aus dem Auto heraus.

- Halte Zelt- oder Biwakplätze sauber und aufgeräumt.

- Lass‘ Deinen Hund nicht stöbern.

- Führe Deinen Hund in Wolfsgebieten und solchen, die es werden könnten (es also vielleicht schon sind, auch wenn das (noch) nicht offiziell ist), an der Leine.

- Trainiere mit Deinem Hund ein Signal wie z.B. „hinter mich“, bei dem der Hund sich hinter Dir absetzt oder so etwas – anstatt z.B. keifend Richtung Wolf in die Leine zu springen.

- Halte Haus- und Nutztiere wildsicher – Wolf, Fuchs, Marder und Co. lassen bei Gelegenheit nicht nur beim Bauern etwas mitgehen. Außerdem merken sie sich, wo es was zu holen gab und kommen mit entsprechender Erwartungshaltung wieder.

- Füttere Katzen nur im Haus oder unter Aufsicht. Stell‘ kein Futter draußen hin.

- Entsorge Essensreste nicht auf dem Kompost – und installiere keinen Komposthaufen außerhalb Deines Zaunes.

- Sichere Deine Mülltonnen.

- Stelle gelbe Säcke (sofern es die bei Dir noch gibt) erst unmittelbar vor der Abholung auf die Straße – nicht schon am Abend vorher.


Wenn Du einem Wolf begegnest


- Lass ihn ziehen, wenn er weit weg ist oder sich ohnehin von Dir wegbewegt.

- Entdeckst Du einen Wolf aus dem Auto heraus, halt nicht an, steig‘ nicht aus und mach‘ kein Foto. Fahr weiter.

- Läuft ein Wolf auf Dich zu, mach‘ auf Dich aufmerksam, z.B. indem Du Dich „groß“ machst, winkst und selbstbewusst lärmst. (Berücksichtige aber, dass Wölfe neugierig sind – befindest Du Dich nicht innerhalb der Behaglichkeitszone eines Wolfes, kann es sein, dass er nicht von dannen zieht, sondern guckt, was Du da herumhampelst.)


Wenn ein Wolf nicht von selbst auf Distanz geht


- Bedenke, dass der Kurs, den er eingeschlagen hat, der einzige (Flucht-)Weg sein könnte, der ihm situativ offensteht – vielleicht ist ein Traktor „hinter ihm her“ oder Holzfällarbeiten im Wald, eine Straße, andere Spaziergänger o.ä., die verhindern, dass er sich traut, Ihnen irgendwohin auszuweichen. Betrachtet er Dich als das kleinste Übel, nimmt er Deine Nähe in Kauf, um den anderen auszuweichen. Mach‘ dem Wolf dann Deinerseits Platz. Mach‘ Dir das zur grundsätzlichen Maxime, wie in der Fußgängerzone: wenn zwei auf Kollisionskurs sind, weichen beide aus, nicht nur der „Schwächere“ oder der „Nettere“.

- Mach‘ kein Foto.

- Nähere DIch dem Wolf nicht.

- Gib ihm kein Futter.

- Lass nichts fallen, um ihn „abzulenken“.

- Renne nicht weg.

- Zieh Dich langsam zurück – mach‘ ganz ruhig Platz und geh‘ auf Distanz. Lass‘ ihn ziehen, wenn er seines Weges geht. Folge ihm nicht und mach‘ kein Foto.


Wenn und falls der Wolf Interesse an Dir zeigt


- Demonstriere, dass Du ihm überlegen bist: Schau‘ dem Wolf direkt in die Augen und halte Blickkontakt. (Mach das aber NIE mit einem Bären, egal wo Du den triffst !!!)

- Mach‘ Lärm – großen Lärm – solltest Du Deiner Stimme nicht trauen, nimm eine Trillerpfeife mit, wenn Du in Wolfsgebieten unterwegs bist. Wenn Du hast, eignen sich auch eine Vuvuzela, eine Druckluftfanfare oder ein paar Silvesterknaller. Scheu‘ Dich nicht, den Kram zu benutzen.

- Falls ein Wolf in Deinen Garten schaut, verjage ihn genauso – auch, wenn Du persönlich nichts gegen Wolfsbesuch in Deinem Garten hast. Du weißt nicht, was für ein Individuum Du vor Dir hast! Selbst wenn es das netteste Wolfsindividuum der Welt ist – es ist ein totes Wolfsindividuum, wenn Du ihm beibringst, dass alle Menschen seine Freunde sind. Mach‘ kein Foto. Frag‘ Dich: Willst Du diesen Wolf haben oder willst Du ihn sehen?


Wenn Du ihn haben willst, hilf ihm, zu lernen, dass es für Wölfe nicht angenehm ist, sich sehen zu lassen.


- Stell‘ sicher, dass ein Wolf (oder Fuchs oder Marder etc.) nicht in Deinen Garten eindringen kann.

- Für den äußerst unwahrscheinlichen Fall, dass sich ein Wolf nicht verschrecken lässt:


Hau ihm auf die Schnauze mit allem, was Du hast.


Ich möchte an dieser Stelle in Erinnerung rufen, dass die hiesigen Gefilde nicht erst seit gestern vom Wolf zurückerobert werden, sondern seit nunmehr beinahe 30 Jahren – und dass es in diesen stolzen 30 Jahren zu keinem einzigen Vorfall zwischen Mensch und Wolf gekommen ist, bei dem ein Mensch verletzt wurde. Und das obwohl wir uns so „blauäugig“ verhalten und dem Wolf im Großen und Ganzen sehr fragwürdige Gelegenheiten bieten, um Dinge zu tun und zu verinnerlichen, die er nicht tun soll. Manchmal scheint mir persönlich, dass unsere Wölfe weitaus mehr gesunden Menschenverstand besitzen als wir selber. Wölfe sind man-wise. Nehmen wir uns also ein Beispiel an ihnen und stellen wir uns nicht dümmer an, als wir sind. (Und „man“ kommt von „human“ und bedeutet „Mensch“, nicht „Mann“. Und ja, aus „woman“ lässt sich „no-man“ machen, „nicht-Mensch“. Das liegt aber daran, dass Frauen (Ge-)Bär(er)innen sind, weil sie Leben geben. Dreimal darfst Du raten, warum Bären bei den First Nations als „Gärtner des Waldes“ gelten. Vielleicht erzähle ich davon mal in einem anderen Artikel.)


Wölfe gibt es nicht umsonst – sollen wir sie deshalb nicht wollen?


Damit Mensch, Wolf, Bär und Puma in und um den Pacific Rim Nationalpark gut miteinander leben können, betreibt die Parkverwaltung eine Menge Aufwand. „Am wichtigsten ist für uns die Aufklärung und Information der Parkbesucher und der Bewohner der umliegenden Ortschaften. Wir bieten Führungen an, Vorträge, Bildungsprogramme … die meisten der Angebote sind kostenlos, bzw. in den „Parkgebühren“ enthalten, die wir für Camping und Parken erheben. Wir patrouillieren an den Stränden und im Wanderwegenetz des Parks, pflegen das Monitoring des Wildtierbestands, kontrollieren, ob sich die Parkbesucher und Camper an die Verhaltensregeln halten. Kein Essen in Zelten lagern, sondern die bärensicheren Vorratseinrichtungen nutzen. Müll ausschließlich in den bärensicheren Abfallcontainern entsorgen. Nicht offen grillen. Den persönlichen Zeltplatz sauber und aufgeräumt halten. Die Wildnis ist kein Ort, an dem man unordentlich und nachlässig sein darf.“


Die Aufklärungsarbeit erstreckt sich auch auf die ortsansässige Bevölkerung, denn Wolf, Bär und Puma laufen nicht selten auch mal ins Städtchen hinein. Niemand in Tofino oder Ucluelet besitzt „normale“ Mülleimer. Alle sind bärensicher. Niemand lässt Essensreste auf offen zugänglichen Komposthaufen liegen. Es gibt keine streunenden Katzen und keine ungehorsamen Hunde. Strand und Wald werden zu bestimmten Zeiten ganz für Besucher geschlossen, um den Tieren (Zeit-)Räume zu schaffen, in denen sie ihr Zuhause für sich ganz allein haben. Sauer ist deswegen niemand. Und Angst hat auch keiner. Warum und wovor auch? Wenn gesunder Menschenverstand auf gesunden Tierverstand trifft, muss der Fehler nicht nachhelfen. Dann gelingt Koexistenz in ihrer besten Form.



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