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Hunde: Kumpel sind spendabler

Menschen stellen sich selbst sehr gern auf ein „evolutionäres Podest“ und beanspruchen für sich Fähigkeiten, über die nichtmenschliche Tiere angeblich nicht verfügen. Die Fähigkeit zur Kooperation gehört dazu. Zwar haben Wissenschaftler schon bewiesen, dass manche Spezies „erstaunlich gut“ kooperieren können. Primaten etwa, Wale oder auch Ratten. Aber gerade in Sachen Kooperation bei Hunden blieb lange die Frage offen, ob Hunde mit Menschen wirklich kooperieren können oder ob sie nicht nur irgendwelchen Befehlen gehorchen. Mittlerweile wissen wir mehr. Und wie kaum anders zu erwarten, „überraschen“ die Hunde wieder einmal ganz gewaltig.

Die Erkenntnisse über das prosoziale Verhalten des "Spendierens" bei Hunde verdanken wir Friederike Range und ihrem Team vom Messerli Forschungsinstitut der Veterinärmedizinischen Universität Wien. Die Forscher hatten sich Gedanken über prosoziales Verhalten gemacht und sich gefragt, ob solches bei Hunden vorhanden sein könnte und wenn ja, wie weit es geht. Ein Mensch oder ein Tier verhält sich „prosozial“, wenn er/es einem anderen hilft, ohne selbst einen unmittelbaren Vorteil aus seinem Handeln zu ziehen. Verfügt ein Mensch oder ein Tier nicht über die Fähigkeit zu prosozialem Verhalten, kann er/es auch nicht wirklich kooperieren. Im Einzelfall kann ein Verhalten dann zwar wie Kooperation aussehen, wenn man es genau betrachtet, stellt es sich aber eben nur als „Gehorsam“ oder auch „Trick“ im Sinne von „Kunststück“ heraus.


Das soll das gute alte Kunststück nicht abwerten. Dennoch ist der Unterschied zwischen Kooperation und Kunststück sehr bedeutsam, denn Kooperation bedarf enormer kognitiver Fähigkeiten. Kunststücke hingegen funktionieren durchaus auch mit weniger „Grips“. Deswegen ist Kognitionsforschung nicht nur einfach spannend, sondern ein wichtiger Beitrag zu angewandtem Tierschutz: denn Menschen gehen weniger leichtfertig mit Tieren um, wenn sie sicher sein müssen, dass diese Tiere aller Wahrscheinlichkeit nach nicht nur fühlen und erleben wie sie, sondern sogar ein bisschen so denken können wie Menschen.


Das Experiment: Wer spendiert wem ein Leckerchen – und wann?


Die Vermutung, dass Hunde zu prosozialem Verhalten fähig sind, liegt nahe, wenn man Hunde und ihre nächsten Verwandten, die Wölfe, beobachtet. Hunde wurden zusätzlich über mehrere Jahrtausende in Bezug auf prosoziales Verhalten dem Menschen gegenüber selektiert, wenn vermutlich auch mehr oder weniger (un)absichtlich. Um das Vorhandensein prosozialer Fähigkeiten wissenschaftlich zu testen, ließen sich Range und ihr Team ein schlaues Experiment einfallen:


Sie bauten eine Apparatur, mithilfe der ein Hund einem anderen Hund Futter spendieren konnte, indem er an einem Hebel zog. 16 Hunde nahmen an dem Experiment teil. Die Forscher testeten sie in unterschiedlichen Konstellationen:


1. Was tut der Spender-Hund, wenn er den Empfänger-Hund nicht kennt? 2. Was tut der Spender-Hund, wenn er den Empfänger-Hund kennt? 3. Was tut der Spender-Hund, wenn kein Empfänger-Hund anwesend ist?


Das Verhalten der Spender-Hunde verblüffte, denn es stellte sich heraus, dass die Spender-Hunde den Fütterungshebel öfter betätigten, wenn ein Hund das Futter erhielt, der ihnen bekannt war. Kannten die Spender-Hunde den Nutznießer ihrer Aktion nicht oder war gar kein Empfänger-Hund anwesend, betätigten sie den Hebel seltener. Außerdem zeigte der Bekanntheitsgrad weitere Effekte. Je vertrauter Spender- und Empfänger-Hund miteinander waren, desto häufiger spendierte der Spender-Hund seinem Kumpel das Leckerchen. In keinem Fall wurde der Spender-Hund für sein Verhalten belohnt – er selber hatte unmittelbar rein gar nichts davon, dass er die Apparatur betätigte, den Nutzen hatte stets und allein der Empfänger-Hund.


Publiziert wurde die Studie im Fachmagazin Nature (Volltext). Am Ende des Artikels befindet sich auch ein Video zum Anschauen.

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